Anton Roter Wwe.

Ein markanter Bau an der Bahnhofstraße war viele Jahrzehnte hindurch das Wohn- Geschäfts- und Lagerhaus der Familie Roter. Der Kaufmann Hermann Roter, Sohn des Firmengründers errichtete es 1908[i] hier auf dem Platz, wo heute die Turnhalle der Berufsbildenden Schule am Museumsdorf steht.

Die Gemischtwarenhandlung „Anton Roter Ww.“ war wirtschaftlich erfolgreich, nicht zuletzt dank der Verkaufslizenz für Petroleum, die sich auf den gesamten Landkreis Cloppenburg erstreckte. Zum Aufschwung trug auch die Kaffeegroßrösterei erheblich bei, die viele Geschäfte im weiten Umkreis belieferte.

Die Anfänge der Firma reichen weit in das 19. Jahrhundert zurück. Es war der handelserfahrene Kaufmann Anton Roter der 1843[ii] die Warenhandlung an der Osterstraße gründete. Er war ein abgehender Bauernsohn des Hofes Roter in Thüle, der hier in Cloppenburg die Ww. des Gottfried Wewer, Angela, geb. Taphorn von der Osterstraße heiratete[iii]. (Heute freier Platz des ehemaligen Porzellangeschäftes Meyer, Osterstraße 17.) Seine Firma eröffnete er im Hause Tabeling,[iv] ebenfalls an der Osterstraße. (Das Haus stand im Bereich des heutigen Geschäftes Wölbern.)

Für die wachsende Geschäftstätigkeit brauchte er bald mehr Platz und so erwarb er bereits 20 Jahre später das große Grundstück des früheren Schildwirtes Meyer an der Mühlenstraße.[v] Dort standen ihm ein Wohnhaus und mehrere Lagerhäuser zur Verfügung. (Heute freier Platz, Mühlenstraße 47)

Nach dem Bau der Eisenbahn verlegten der Sohn Hermann Roter und seine Frau Elisabeth, geb. Lewels den Firmensitz strategisch günstig mit guter Verkehrsanbindung in die Bahnhofstraße und errichteten 1908[vi] hier die repräsentative Villa mit den Nebengebäuden. Leider verzögerte sich der Umzug an den neuen Standort durch den ersten Weltkrieg bis 1924. Erst der Enkel des Gründers, auch mit dem Vornamen Anton, führte den Lebensmittel-Großhandel mit Kaffeerösterei an dieser Stelle weiter.

In der wirtschaftlichen Blütezeit der Firma wurde von der Familie viel Land erworben, sowohl im Bereich des späteren Bahnhofs, als auch in den Bührener Tannen.

Dort steht zwischen hohen Buchen das private Kriegerdenkmal der Familie Roter. Eine 1922 vom Künstler Joseph Enseling[vii] gestaltete Stele für die vier gefallenen Söhne, deren hoffnungsvolles Leben im ersten Weltkrieg vernichtet wurde: Hermann, gefallen 1914 in Frankreich, Engelbert, gefallen 1915 westlich von Warschau, Hubert, gefallen 1917 in Flandern und Hans, gefallen 1918 in Litauen.

Die Familie Roter hat von 1843 bis 1979 an drei Standorten das geschäftliche Leben in Cloppenburg mitgestaltet.

26.09.1996                                                      Heimatverein Cloppenburg e.V.

Textänderung: Hannelore Warmhold/Archiv Stadtgeschichte – 07.10.2021

 

[i] Brandkassenprotokolle Cloppenburg, Gemeindeexemplar Bd. I, S. 123

[ii] NLA Ol, Best. 207, AB, Nr. 113, S. 36

[iii] Matricula online, Kirchenbuch St. Andreas, KB06, Trauungen 21.02.1843

[iv] NLA Ol Best. 207, AB, Nr. 113, S. 49

[v] NLA Ol, Best. 207, AB, Nr. 113, S. 90

[vi] wie Anm. 1

[vii] Joseph, Bernhard, Hubert Enseling war Bildhauer und Hochschullehrer in Düsseldorf, geb. 1886, gest. 1957

 

Bild: Archiv Stadtgeschichte
Denkmal 1
Denkmal 2