Das Eiserner Kreuz

Zehnte Hinweistafel kündet von der Geschichte des »eisernen Kreuzes« am Garreler Weg

Die Geschichte um das »eiserne Kreuz« am Garreler Weg ist vielseitig und trotzdem ungelöst. Legenden und Sagen ranken sich um diesen Platz und um das Kreuz; Aufzeichnungen und schrift­liche Berichte um diese Anlage sind jedoch bis heute nirgends aufgetaucht.

In enger Zusammenarbeit mit dem Planungs- und Bauamt der Stadt wurde die Kreuzanlage neu gestaltet. Der Heimatverein freut sich darüber und hat anläßlich des City-Festes 1993 die zehnte Geschichtstafel hier aufgestellt. Im Beisein von zahlreichen Anwohnern, der Vertreter des Rates und der Ver­waltung sowie des Bürgermeisters Joseph Voet, konnte die Tafel enthüllt und der Öffentlichkeit übergeben wer­den. Sie kündet nun von der Geschichte, die ihren Ursprung mehr oder weniger in überlieferten Sagen haben dürfte.

Es ist nunmehr 32 Jahre her (1962), daß der Cloppenburger Verkehrs- und Verschönerungsverein das »eiserne Kreuz« am Garreler Weg wieder errich­tete. Der Garreler Weg gehörte zu den drei Wegen, die Garrel mit der Umwelt verbanden. Von Garrel lief der »Alte Garreler Weg« nach Süden über den Tannenkamp und die Kaberge nach Cloppenburg. Als die Einwohner Gar­rels noch die Kirche in Krapendorf besuchen mußten, hatten sie einen Kirchweg von rund 15 km zurück­zulegen.

Professor Reinke geht in seinen » Wan­derungen durch das Oldcnburger Mün­sterland (5. Heft) auf das »eiserne Kreuz« ein und schreibt: »Mitten im Esch am Garreler Wege steht in einem kleinen Tannenwäldchen ein altes Kreuz. Da sollen vor Zeiten Garreler Leute, die nach Cloppenburg unter­wegs waren, bei einem starken Schnee­sturm eingeschneit und umgekommen sein. Andere wollen wissen, es seien im Dreißigjährigen Kriege Heerscharen vorbeigezogen, die hier zwei ihrer Offiziere verloren hätten. Früher stand anstelle des jetzigen Holzkreuzes ein eisernes, das auf jedem Balkenarm ein kleineres trug. Ältere Leute haben es noch gekannt,« so Reinke.

Der Volksmund hat den Namen »eiser­nes Kreuz« auch dem Holzkreuz verlie­hen, das bis zum Zweiten Weltkrieg am Garreler Weg stand. Niemand hatte damals so recht bemerkt, daß es von der Witterung in arge Mitleidenschaft gezogen und eines Tages verschwunden war; die Menschen hatten nach dem Krieg wohl andere Sorgen.

Der Platz, an dem es gestanden hatte, wurde zum Müllplatz degradiert; ein Schandfleck für Naturfreunde, die arn Sonntag ihren Spaziergang in die Büh­rener Tannen machten.

Auf Beschluß des Cloppenburger Stadt­rates wurde der »historische« Platz 1962 wieder würdig hergerichtet, ein­gezäunt und neu bepflanzt. Der Ver­kehrs- und Verschönerungsverein gab nach dem Muster des alten Holzkreuzes ein Eichenkreuz in Auftrag, das eben­falls auf jedem Kreuzbalken ein kleines »eisernes Kreuzchen« trägt.

Es gibt auch Erzählungen, daß an dieser Stelle am Alten Garreler Weg drei Menschen umgekommen sein sollen. Man spricht von Überfall und Mord.

 

 

In diesem Zusammenhang ist es sicher­lich interessant, was der Heimatforscher und Pastor von Garrel, Landgraf, in seinem Heft "Aus vergangenen Tagen« zu berichten weiß. Es klingt geradezu abenteuerlich, in welcher Weise die Garreler häufig im Winter ihre Toten zur Beerdigung nach Cloppenburg zum Friedhof bringen mußten, denn Garrel bekam erst 1855 einen eigenen Friedhof.

»Im Dunkeln fuhr der Totenwagen vom Trauerhause fort, um möglichst rechtzeitig zur Beerdigung in Cloppen­burg zu sein. Halb zu Eis erstarrt ging der Knecht neben den Pferdewagen her. Der Sarg auf dem Wagen tanzte auf den holprigen, hartgefrorenen Weg. Fuhr der Wagen durch ein Loch oder über ein Hindernis, dann gab es einen starken Ruck und der Tote sprang vom Wagen herab und blieb im Schnee liegen. Und der halberstarrte Knecht merkte es nicht. Das Trauergefolge ging in einiger Entfernung nebenher querfeldein und bemerkte ebenfalls den Verlust dcr Leiche nicht. Kamen sie dann in die Gegend, wo jetzt die Bührener Tannen wachsen, damals aber nichts anderes als lange, dünne Heide war, und die Glocken klangen ihnen entgegen, dann ging man auch zum Trauerwagen und schaute trauernd hinauf, und der Tote war verloren.

Der ohnehin schon halberfrorene Knecht und einige andere Männer fuhren trotz des Eises in ihren Bärten zurück und suchten die Leiche. Das Trauergefolge ging in Cloppenburg nach Thambusch's Haus, setzte sich ans Herdfeuer, weinte und wärmte sich auf«, so Landgraf.

Was es mit dem »eisernen Kreuz« für eine Bewandtnis hat, wird wohl niemals ans Tageslicht kommen. Fest steht, daß es sich um eine Stätte handelt, die zum Gebet mahnt. Daher möchte der Heimatverein den »histori­schen« Platz und das Kreuz wieder in Erinnerung bringen. Ein kurzer Text soll informieren.

»Das eiserne Kreuz«.

Seit mindestens anderthalb Jahrhun­derten, vermutlich weit länger, steht an dieser Stelle am Garrelcr Weg ein Kreuz. Anfangs war es aus Eisen ge­fertigt, was den Namen »eisernes Kreuz« erklärt. Später rückte ein Holz­kreuz an seinen Platz, das jedoch zusehends verfiel und im letzten Krieg ganz verschwand. Erst 1962 wurde die Umgebung wieder würdig her­gerichtet, und ein Eichenkreuz mit drei kleinen eisernen Kreuzen setzte nun die Tradition fort. Verschiedene sagenhafte Geschichten ranken sich um das »eiserne Kreuz«. Kirchgänger aus Garrel, wo es noch kein Gotteshaus gab, sollen hier auf ihrem 15 km langen Weg zur Cloppenburger Kirche in einem Schneesturm umgekommen sein. Andere Erklärungen gehen auf den Dreißigjährigen Krieg zurück. Zwei Offiziere hätten an dieser Stelle ihr Leben gelassen. Nach einer noch dramatischeren Erzählversion hätten junge Männer ebendort drei schwe­dische Soldaten erschlagen, die sich zuvor an drei jungen Mädchen ver­griffen hätten.

Allem Anschein nach handelt es sich hier um eine alte Gedenkstätte. Noch heute mahnt das Kreuz zu stillem Gebet.

Heimatverein Cloppenburg e. V.

Heinz Strickmann

QUELLE:  Mitteilungsheft Heimatverein Cloppenburg e.V. 1993